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1. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 22

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
tum an Schlössern. Erst in den Jahren 1806—1810 kam das ganze Gebiet an Württemberg. b) Von den beiden Hauptflüssen der Hoheuloher Ebene ist der Kocher wasserreicher als die Jagst. Er empfängt von rechts die Bühler, links nimmt er die Ohrn und Brettach auf. Im äußersten Osten der Hohen- loh er Ebene stießt die Tauber. Sie entspringt nahe der bayerischen Grenze, fließt an der hochgebauten (bayerischen) Stadt Rotenburg mit ihren Mauern und Türmen vorüber, berührt dann in anmutigem Tale die württ. Städte Ereglingen, Weikersheim und Mergentheim, geht hierauf ius Badi- sche über und mündet in den Main. Ihr reichgesegnetes, weinreiches Tal samt Umgebung heißt der Taubergrun d. Der Tauberwein gehört zu deu besten Weinen des Landes, am geschätztesten ist der Markelsheimer. Schwäbisch-Hall, (Links oben die hohenloher Ebene, dahinter die Keuperberge leinkorn^.) o) Die Bewohner: Die Bewohner der Hohenloher Ebene sind Franken und sprechen die fränkische Muudart, Sie leben von der Land- Wirtschaft (Ackerbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau). Die ganze Ebene ist reines Bauernland mit einem wohlhabenden, starken Bauern- stand. In den engen Tälern dagegen können die Leute des bergigen Ge- ländes wegen nur in harter Arbeit ihr Brot durch Ackerbau und spärlich lohnenden Weinbau verdienen. Dort beschäftigen sich die Bewohner der Städte auch mit Kleingewerbe und Handel; dagegen ist die Großindustrie trotz der reichen Wasserkräfte und der fleißigen Bevölkerung sehr schwach vertreten, weil die tiefen Täler des Kochers und der Jagst von dem großen Weltverkehr abgeschlossen sind. d) Vou den Erzeugnissen der Landwirtschast werden Hauptfach- lich Getreide und Mastvieh, serner Milch, Butter, Kartoffeln, Obst und in

2. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 87

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
87 und Elsaß-Lothringen geht, übersteigt die Einfuhr um jährlich ungefähr 60000 Stück. In den letzten drei ^Jahrzehnten haben sich die w ü r t t e m b e r g i s ch e n Land w i r t e m e h r und mehr von der Ochse n Haltung n n d Ochse n m ä st u n g ab- und der M i l ch w i r t -- s ch a s t z u g e >v e u d e t. Tie östliche Landeshälfte, die vorwiegend landwirtschaftlichen Charakter hat, über- ragt an Milchreichtnm die westliche Landeshälfte beträchtlich. Die höchsten Milch- ertrüge liefert das Algäu, wo die Kühe den ganzen Sommer über auf der Weide sind und zur Ackerarbeit nicht verwendet werden. Die frische Milch kann am vorteilhaftesten in den mit viel Jndnstriebevölkerung durchsetzten Teilen des Neckarlandes abgesetzt werden. Stuttgart allein verbraucht täglich etwa 110 000 Liter Milch (jährl. 40 000 000 Liter!). Sogar aus dem Algäu kommt täglich frische Milch in die Landeshauptstadt. Heilbronn verbraucht täglich etwa 15 000 Liter Milch. Zur besseren Verwertung der Milch in den minder dicht bevölkerten und vom Verkehr weniger begünstigten Landes- teilen bestehen neben vielen Privatmolkereien etwa 550 Molkereigenossenschaften. Dazu kommen noch private und genossenschaftliche Käsereien im Oberland, vor allem im Algäu. In den Bezirken Leutkirch und Wangen werden jährlich ungefähr 800 000 Hektoliter Milch zu Butter und Käse verarbeitet. Insgesamt werdeu in Württemberg jährlich etwa 140 000 Doppel- zentner Butter und 135 000 Doppelzentner Käse im Wert von zusammen mehr als 40 Millionen Mark erzengt. Rechnet man dazu noch den Wert der frischen Milch, so ergibt sich für die württembergische Landwirtschaft aus der Milcherzeugung eine Roheinnahme von ungefähr 75 Mill. Mark. Die Schweinezucht ist in Württemberg sehr gewachsen. Die Schweine liefern mehr Fleisch und Fett als ein anderes Nutztier von gleichem Gewichte, sie wachsen rasch heran und machen ans Futter die geringsten Ansprüche, so daß auch der kleinere Mann sie halten kann. Den größten Bestand au Schweinen haben die Hohenloher Ebene, die Ellwanger Berge, die Münsinger Alb und manche Teile des Oberlandes. Die Pferdezucht und Pferdehaltung blüht namentlich in Ober- schwaben, auf manchen Teilen der Alb und im Hohenloheschen. Württemberg zählte im Jahre 1907 über 115 000 Pserde. Zur staatlichen Förderung der Pferdezucht dienen die Gestüte zu Marbach und Odenhausen im Ober- amt Münsingen und St. Johann und Güterstein im Oberamt Urach. Die Einfuhr an Pferden übersteigt die Ausfuhr. Die Schafzucht ist in Württemberg infolge des Sinkens der Wollpreise, der erschwerten Ausfuhr von Masthämmeln nach Frankreich und der Verminderung der Weiden stark zurückgegaugeu. Die Hauptheimat der Schafe sind immer noch die Berg- weiden der Alb. Dagegen hat die Ziegenzucht, namentlich in den Gegenden mit starker Arbeiterbevölkerung, zugenommen. Wichtig ist auch die Geflügelzucht, die aber trotz ihres starken Ausschwunges noch lange nicht hinreicht, unfern jährlichen Bedarf an Eiern, Fleisch und Federn zu decken. Die Bienenzucht ist ein beachtenswerter Nebenbetrieb der Landwirtschaft. Sie hat im Jahre 1900 über 1000 000 kg Honig geliefert. Rechnet man das Geflügel und die Bienen mit ein, so beträgt der Gesamtwert des württ. Viehbestandes 100 Millionen Mark. Der grundlegenden Bedeutung der Landwirtschaft für unser Wirtschaftsleben wird die württembergische Regierung durch eifrige Förderung gerecht. Diesem Zweck dienen die Königl. Zentralstelle für die Landwirtschaft, die landwirtschaftliche Akademie in Hohenheim, die Tierärztliche Hochschule in Stuttgart, die Ackerbauschulen in Hohen- heim, Ellwangen, Ochsenhausen und Kirchberg (Sulz), die Weinbauschule in Weinsberg, Lehrkurse für alle möglichen Zweige der Landwirtschaft, endlich das landwirtschaftl. Hauptfest in Cannstatt. Starke Verbreitung in der Landwirtschaft hat das Genossen- schaftswesen gewonnen. Es bestehen Darlehenskassen, Einkaufsgenossenschaften, Molkerei-

3. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 91

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
- 91 über 4000 Arbeiter zählt. Metallwaren werden auch hergestellt in Eßlingen, Göppingen, Douzdorf, Biberach u. a. O. Automobile liefern Neckarsulm und Stuttgart-Untertürk- heim; in Neckarsulm werde» auch Fahrräder gemacht. In Friedrichshafen baut man Luftschiffe. M e t a l l s p i e l w a r e n fertigt man in Böblingen und Göppingen an. Die Gold- und Si lb e r w a re u i nd ustrie hat hauptsächlich in Gmünd, Heil- broun, Eßlingen und Mühlacker ihren Sitz. Mathematische und chirurgische Instrumente fertigt man vorzugsweise in Onstmettingen, Ebingen, Tuttlingen und Tübiugen an. Die Gewehrfabrik Oberndorf, die von einem einfachen, aber tatkräftigen Schlosser gegründet wurde, genießt heute Weltruf. Die Uhrenfabriken in Schramberg, Schwenningen, Rottenburg und Mühl- heim a. d. Donau versenden Uhren in alle Welt. Musikwerke, namentlich Mund- yarmonikas, werden in Trossingen und Knittlingen erzeugt. Die Klavierindustrie hat vorzugsweise in Stuttgart, Heilbronn und Kirchheim n. T. ihren Sitz; Orgeln werden in Stuttgart, Ludwigsburg, Weikersheim, Giengen und Kirchheim u. T. gebaut. Die chemische Industrie umfaßt die Herstellung von Arznei- und Drogen- waren, von Farben aus Teer und Mineralien, von Spreng- und Zündstoffen, Lacken, Firnissen usw. Spreng- und Zündstoffe werden in Rottweil (Pulver), Schwenningen und Feuerbach, Farben und Präparate aller Art in Stuttgart, Feuerbach, Göppingen und Heidenheim, Öle, Fette, Gase in Stuttgart, Göppingen, Aalen fabriziert. Für die Papierfabrikation sind die Orte Heilbronn, Gemmrigheim, Dettingen bei Urach, Wildbad, Salach, Pfullingen, Oberlenningen sowie im Oberland Scheer, Baienfurt, Mochenwangen, Wangen i. A. und Wolfegg von Bedeutung. Das Buch- und Kunstdruckgewerbe blüht hauptsächlich in Stnttgari, Heilbronn, Eßlingen, Tübingen und Reutlingen. Die L ed er b ere i tn n g hat nur in Backnang, Metzingen und Reutlingen größere Betriebe. Für Schuhfabrikation sind Tuttlingen, Kornwestheim, Leonberg, Cannstatt, Balingen die Hauptorte. Die Handschuhfabrikation hat vornehm- lich in Balingen, Stuttgart und Eßlingen ihren Sitz. In Bietigheim wird aus Jute (einer ostindischen Gespinstpflanze), Leinöl und anderen Stoffen Linoleum hergestellt. Sehr bedeutend ist in Württemberg die Holz- und Holzwarenindustrie. Große und kleine Sägereien sind im Schwarzwald, im Schwäbifch-fränkischen Wald- gebiet und im Oberland. Die größten Sägewerke sind zu Höfen und Rotenbach im Enztal und im Oberland zu Tettnang. Möbel- und Holzwarenfabriken aller Art haben in Stuttgart, Eßlingen, Schramberg, Freudenstadt, Urach, Fellbach, Bietigheim usw. ihren Sitz. Bietigheim und Reichenbach a. Fils liefern Holzspiel- waren. Stöcke werden in Lorch, Pinsel in Ravensburg, Kork stopfen in Nürtingen hergestellt. Glasfabriken sind in Freudenstadt und Zuffenhausen. Bedeutende Großbetriebe weist auch die Nahrungsmittelindustrie auf. Württemberg besitzt drei Zuckerfabriken in Stuttgart-Münster, Heilbronn und Züttlingen; Zichorienfabriken sind in Ludwigsburg und Heilbronn. Die Butter- und Käse i nd ustr i e hat hauptsächlich im Algäu ihren Sitz. Die Konserven- Fabrikation blüht in Heilbronn, Gerabronu. Bonbons und Schokolade werden in Stuttgart erzeugt. Eierteigwaren stellt man in ungeheuren Mengen in Plüderhausen und Lorch her. Die größten Brauereien sind in Vaihingen a. F., Stuttgart, Ulm, Heilbrouu, Aulendorf. Zigarren- und Tabakfabriken finden sich in Heidenheim, Ulm, Heilbronn, Calw usw. Kleider, Schürzen und Leibwäsche werden fabrikmäßig in Stuttgart, Ulm, Urach hergestellt. Große Hutfabriken sind in Ulm, Ebingen und Göppingen. Außerdem ist für Württemberg die Ko r s e t t i n d u st r i e von Bedeutung. Sie beschäftigt in Stuttgart, Cannstatt, Heubach, Böhmenkirch, Göppingen und Ebingen viele sleißige Hände. Filzfabriken sind in Giengen und Hermaringen a. Br. Neben der Großindustrie hat sich auch das Kleingewerbe, das Handwerk, zu erhalten gewußt. Von großer Bedeutung sind für die Handwerker die Elektrizitätswerke, an denen unser Land reicher ist als jeder andere Staat des Deutschen Reiches. Sie liefern dem einfachen Handwerk motorische Kraft und erleichtern ihm so seinen Kon- knrrenzkamps mit der Großindustrie. e) Handel und Verkehr: Hand in Hand mit dem mächtigen Auf- schwnng unserer Industrie ging eine gewaltige Steigerung des Handels und Verkehrs. Beide bedingen einander. Handel und Berkehr führen den Georg-Eckert-Institut für irstsrnaticnaio Schulblichforschung Braunschweig -Schulbuchbibiiothsk -

4. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 47

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
47 das nördlich von der Sladt gelegene Salz werk Heilbronn, das jähr- lich ungefähr 3 Millionen Zentner Steinsalz fördert. Rings um die Stadt liegen große Arbeiterorte, die teils selbst Fabriken besitzen, teils ihre Be- völkeruug tagsüber in die Fabriken nach Heilbronn schicken. Heilbronn ist die erste Handelsstadt Württembergs. Große Handelshäuser für Holz, Getreide, Kolonialwaren nsw. versenden .ihre Waren weithin. Der Handel wird hauptsächlich gefördert durch die Ketteuschifsahrt aus dem Neckar. Die Frachtschiffe werden in Zügen von 5--15 Fahrzeugen durch Dampfer geschleppt, die sich an einer im Fluß versenkten Kette fortbewegen. Diese Kette reicht von Mannheim bis Lansfen und ist 126 km lang. Die Frachtschiffe bringen Kohlen, Zucker, Kaffee, Korinthen, Getreide usw. nach Heilbronn und führen Salz, Kartoffeln, Speiseöl usw. ueckarabwärts. Aus- und eingeladen werden sie in den Hasenanlagen Heilbronns. Hier bindet man auch die großen Flöße zusammen, die Langholz und Schnittwaren aus den holzreichen Gegenden Württembergs neckarabwärts führen. Berühmt ist Heilbronn aber anch als Garten- und Weinstadt. Weithin bekannt sind die Heilbronner „Herbste", aus denen von der heiteren, lebensfrohen Bevölkerung die Weinlese in fröhlichster Weise gefeiert wird. Sehenswert ist in Heilbronn die große Kilianskirche, deren Turm hoch über die Giebelhäuser der Altstadt emporragt. Vor der Kirche steht der ueugefaßte Kirchbrunnen, dessen heilige Wasser einst der Stadt den Namen gaben. Am Marktplatz erhebt sich das ehrwürdige Rathaus mit seiner kunstvollen Uhr. Oberhalb der großen Neckarbrücke steht am eisernen Steg der Götzenturm, iu dem einst der Ritter Götz v. Berlichingen von den Heilbronnern gefangen gehalten wurde. Interessant sind auch die Heilbronner Hafenanlagen, Die Stadt ist Sitz eines Landgerichts; sie hat bedeutende Schulen und Garnison. 3. Der untere Neckar. Das fruchtbare, obst-, wein-, getreide- und industriereiche Heilbronner Becken setzt sich flußabwärts bis zur hessischen Stadt Wimpfen fort. Dann muß sich der Fluß wieder zwischen steilen Muschelkalkwänden hindurch- winden. Nach Aufnahme des Kochers und der Jagst, seiner größten rechts- seitigen Zuflüsse, tritt er unterhalb Gnndelsheim ins Badische über. Hier wird sein Tal immer schöner; denn der Neckar muß nun das Gebirge des Odenwaldes durchbrechen. Die steilen Talwände werden höher und höher; statt der Weinberge sieht man herrliche Laubwälder, und von den Bergen schauen zahlreiche Burgen und Ruinen hernieder aus den von Schiffen und Flößen belebten, stattlichen Strom. Bei Eberbach verläßt der Neckar die bisherige Nordrichtung und wendet sich westwärts. Am Austritt des Flusses aus dem Odenwald liegt die schönste Stadt im Neckartale, das herrliche Heidelberg, mit seiner weltberühmten Schloßruine. Hieraus tritt er iu die weite, fruchtbare Rheinebene über und mündet bei der großen Handels- und Industriestadt Mannheim in den Rhein. Orte: N eck a r s n l m, bedeutende Industrie: große Fahrradsabrik mit über 500 Arbeitern, Schiffswerft, Werkzeugfabrik. K o ch e n d o r f, Salz- bergwerk. Jagstfeld, Solbad. Friedrichs- und C le in ens h a ll, Salinen. (Mundelsheim mit Schloß Hornegg, jetzt Sanatorium.

5. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 81

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
- 81 3. Klima: Das Algäu ist außerordentlich reich an Niederschlägen. Je mehr man sich den Alpen nähert, desto mehr nehmen die Niederschläge zu. Die Umgebung von Jsuy ist fast so regenreich wie die höchsteu Höhen des württembergifchen Schwarzwalds. Wegen seiner hohen Lage und der Nähe des Hochgebirges gehört das Algäu zu den rauhesten Gegenden des Landes. Ungeheure Schneemassen fallen im Winter imb stören den Verkehr. Der Frühliug beginnt eigentlich erst im Mai. Das regenreiche Klima bringt einen üppigen Graswuchs hervor. 4. Erzeugnisse: Tic Hauptbeschäftigung des Algäuer Bauern ist wie in den Alpen die Milch- und Gras Wirtschaft. Dazu kommt noch der Waldbau. Der Ackerbau tritt ganz in den Hinter- Algäulandschaft bei Isny. grnnd. Manche Bauern bauen gar kein Getreide. Lnilch, Butter und Rase sind die Hauxterzeugnisse des Algäus; auf sie gründet sich der Wohlstand seiner Bewohner. Die Butter- und Käfefabrikation wird in großem Umfang betrieben. Großkäsereien sind namentlich in Wangen, Isny und Leutkirch vorhanden; außerdem bestehen fast in jeder Gemeinde Käsereien, die alle möglichen Arten von Käse herstellen. Groß ist auch die Zahl der Molkereien. Die Dampfmolkerei in Eisenharz verarbeitet täglich 16 000 Liter Milch zu Butter, Käse, Milchzucker und Trockenmilch. Der Tors liefert der Bevölkerung des Algäus das Hauptbrennmaterial. Das Holz wandert in die vielen Sägewerke und in die Holzstosfabriken; außer- dem werden Holzwaren darans verfertigt. Sonstige größere Industrie sindet sich nur in Wangen. 5. Orte: Wolfegg, Schloß des Fürsten von Waldburg-Wolfegg- Württ. Laudeskunde. 6

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 12

1854 - Stuttgart : Hallberger
12 die ganze Dauer eines Jahres. Darum bindet auch der Getreidebau allein die Völker an feste Wohnsitze. Der Jäger bedarf ein weites Gebiet, auf welchem er die lebenden Thiere als Beute erjagt. Der Nomade führt die Hausthiere mit sich, deren Fleisch und Milch er genießt; er sucht im Wandern passende Weiden für seine Heerden. Der Ackerbauer aber bleibt in fester Verbindung mit dem Boden, aus welchem unter sorgsamer Pflege ihm seine Nahrung erwächst. Der Halm des Getreides dient grün oder getrocknet zum Futter für die Hausthiere. In den Gewerben wird das Stroh mannigfach verwendet. Endlich gewähren die Körner nicht bloß reichliche Nah- rung, sondern sie werden auch in den verschiedensten Ländern in Gäh- rung versetzt und liefern dann stärkere oder schwächere geistige Getränke. So ist die Hauptsache im Bier der gegohrene Absud des Malzes, d. h. der gekeimten Gerste. So werden aus unserem Getreide, wie aus Reis und Welschkorn, branntweinartige Getränke gewonnen. Auf diese Weise werden die Getreidearten Vielen zum schlimmsten Gifte; aber in rechtem Maße genossen, sind die geistigen Getränke im Stande, den Körper des Menschen zu stärken und seine Seele zu ermuntern. So tief greifen die Getreidearten in unser ganzes Leben ein. Und doch sind sie nichts Anderes, als Grasarten, ähnlich den Wiesen- gräsern, an welchen wir nur den Halm, nicht aber das Korn schätzen. Im Getreide wird das Korn der Gräser mächtig entwickelt. Dieses Korn ist dem Menschen zur Nahrung und zur Erquickung gegeben; es fesselt den Herumschweifenden an feste Wohnsitze und höhere Gesittung. 6. Der Weiastock. Der Herbst ist die Erntezeit des Weinstocks, dessen Früchte, die edlen Trauben, dem Menschen weniger ein nothwendiges Nahrungsmittel, sondern mehr einen erquickenden, erfreuenden Genuss verschaffen, ihm eine Stärkung für seine leidende Ge- sundheit gewähren sollen; denn der Wein erquicket den Men- schen das Leben, so man ihn mässiglich geniesst, und er erfreuet des Menschen Herz. Gewiss hast du die Frucht schon als frische Traube genossen, vielleicht sie auch in ihrem ausge- pressten Saft als Wein, oder in ihrem getrockneten Zustand als Rosinen kennen gelernt und dich ihres Genusses gefreut. Das Vaterland des edlen Weinstocks ist uns, wie das Vater- land der meisten Getreidearten und anderer Nutzpflanzen, nicht

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 16

1854 - Stuttgart : Hallberger
16 und Frauenzimmern; noch später im elften und zwölften Jahrhundert von Bothnang, Wahlheim, Beinstein, Asberg u. s. w. Weitere Fortschritte machte der Weinbau unter den Hohenstaufen; die Hofgüter waren, wie bei Karl, zugleich Musterwirthschaften, die Weinberge Musterweinberge. Barbarossa ließ in Schwaben Obst- und Weingärten anlegen und sowohl er, als Friedrich Ii. beschützten die Weinberge durch strenge Gesetze. Allmählich wurde der Weinbau ein Hauptnahrungszweig für Württemberg, und die Neckarweine, wie die württembergischen Weine im Allgemeinen genannt wurden, erfreuten sich im fünfzehnten, sech- zehnten und siebenzehnten Jahrhundert eines ganz besonderen Rufs. Sie waren selbst am kaiserlichen Hof in Wien sehr beliebt; Kaiser Maximilian schrieb 1565 an den Herzog Christoph, daß sie von ihm „gar unsers Munds und Trunks ausbündig gut befunden worden", und wieder 1568, daß „er sich zu seinem eigenen Mundgetränke immer keines andern als derselben gebrauche." Selbst die Gemahlin Kaiser Ferdinands I., die doch eine ungarische Prinzessin war, schrieb 1527 an den württembergischen Statthalter in Stuttgart, daß sie den Neckarwein dermaßen gewohnt, daß es ihr ganz „wider und schwär wär, ander Wein zu trinkhen", und er sie daher wieder mit guten Neckarweinen „in die Kindpeth" versehen solle. Noch im achtzehnten Jahrhundert wurden auf Bestellung mehrere Sendungen von Neckarwein nach England an den Herzog von Marl- borough gemacht, der im Jahr 1704 mit dem Prinz Eugen von Sa- voyen und Ludwig von Baden denselben im Lamm zu Großheppach selber kennen gelernt hatte. Ausfallend ist, daß unter die vorzüglichen Gewächse auch Weine von solchen Orten gezählt wurden, die eine weniger gute Lage haben; aber es waren rothe Weine, die aus Clevnertrauben daselbst erzeugt wurden. Außerdem werden als die gewöhnlichen Rebsorten genannt: die Traminer, Veltliner, Gutedel und Muskateller, also lauter edle Sorten. Wie aus den Samen, so scheint auch auf die Bereitung des Weins mehr Sorgfalt verwendet worden zu sein, als später. Herzog Friedrich I. schickte dem Herzog Heinrich Julius von Brann- schweig 1597 zwei Faß rothen Claretwein, in der Gegend von Stutt- gart gewachsen und „uff Burgundi Art zugerichtet". Der Weinbau hatte in Württemberg ehemals eine viel größere Ausdehnung, als gegenwärtig; es wurde in Gegenden Wein gebaut,

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 21

1854 - Stuttgart : Hallberger
21 in den Handel gebracht. Aber auch solche Gewächse werden gepflanzt, von welchen der, der sie pflanzt, keinen andern Gebrauch macht, als daß er sie an Gewerbtreibende verkauft und dadurch einen schönen Lohn für seine Mühe und einen reichlichen Zins von seinem Acker empfängt. Mehr als bei uns ist das in andern Welttheilen der Fall, aus welchen wir für gutes Geld Zucker und Kaffee, Thee, Ge- würze, Arzneimittel, Baumwolle und vieles Andere beziehen. Aber auch in Europa und insbesondere in unserem deutschen Vaterlande ist der Boden so ergiebig, daß neben dem, was die zahlreiche Be- völkerung an Nahrungsmitteln und Kleidungsstoffen bedarf, noch hin und wieder Manches für den Handel gebaut werden kann. Und ob- wohl die Gewächse der wärmeren Gegenden bei uns gewöhnlich im Freien nicht gedeihen, gibt es doch noch viele, für welche unser Klima ganz angemessen ist und welche einen schönen Ertrag gewähren. In der neuesten Zeit sind durch den erleichterten Verkehr mit andern Ländern die landwirthschaftlichen und gewerblichen Verhältnisse in Deutschland vermehrt, Lust und Muth zu Unternehmungen geweckt und besonders durch die Fürsorge des Königs Wilhelm die Land- wirthschaft und der Betrieb der Gewerbe in Württemberg so gehoben worden, daß man auch bei uns Manches zu pflanzen beginnt, was unseren Voreltern fremd gewesen und nur aus andern Ländern zu uns gebracht worden ist. Wie vieles Geld wird jetzt in manchen Gegenden aus den Zuckerrüb en erlöst, welche in die Zuckerfabriken geliefert werden! Wie einträglich ist in den meisten Jahren der Bau des Hopfens, den unsere Bierbrauer früher, um das Bier damit gewürziger, stärker und haltbarer zu machen, von ferne her beziehen mußten! In manchen Gegenden des südlichen Deutschlands baut man jetzt mit gutem Erfolge die Tabaks pflanze, deren Heimat das mittlere Amerika ist, und verkauft ihre getrockneten Blätter an die Tabaksfabriken, wo sie durch eine Art von Gährung von ihren schädlichen Eigenschaften befreit und zum Rauchen und Schnupfen zube- reitet werden. Man pflanzt da und dort den weißen Maulbeerbaum, dessen Blätter die beste Nahrung für die Seidenwürmer sind, und sucht damit die Seidezucht bei uns einheimisch zu machen. Die Weber-Karden, deren reife Blüthenköpfe zum Kardätschen (Rau- hen, Aufkratzen) des Tuches gebraucht werden, wurden früher aus südlicheren Ländern bezogen; jetzt gedeihen sie bei uns unter ver- ständiger Behandlung so, daß wir bald keine ausländischen mehr nöthig haben werden. Auch für manche Farbpflanzen ist unser

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 32

1854 - Stuttgart : Hallberger
32 herrlichen Früchte von Allen, die da wohnen, Lob und Verehrung empfahen. Aber was willst du elendes, verächtliches Moos? Dich wird man wegwerfen und mit Füßen treten!" Das arme, kleine Moos hätte stch dann geschämt und geschwiegen. Aber stehe, nach wenig Jahren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen. Denn der schöne Baum, den die Einwohner von Island vielleicht mit Jubel in die Erde gepflanzt hatten, kam dort nicht fort, während das von ihnen gar nicht beachtete Moos, das stch ungemein schnell vermehrt, genügsam sich über alle dürren Felsen hinwegzog und nun den Tausendeil, die dort wohnen, ihr täglich Brod gab. 15. Der Zucker. Der Zucker gehört zu den mancherlei köstlichen Erzeugnissen des Pflanzenreichs. Er findet sich fast in allen Pflanzen, bald im Keime, bald im Stengel und Blatt, bald in der Blüthe und Frucht, ja auch in der Wurzel. Unter allen Pflanzen aber enthält das Zuckerrohr, die Zucker- oder Runkelrübe und der Zuckerahorn den meisten Zuckerstoff, aus welchem man die ungeheure Menge Zuckers bereitet, welche jährlich verbraucht wird und sich in Europa allein nahezu auf 1000 Millionen Pfund beläuft. Am bequemsten ist die Bereitung des Zuckers aus dem Zucker - ahorn, einem Baume, der in manchen Gegenden von Nordamerika häufig vorkommt. Man zapft ihm nemlich im Frühjahr den Zucker- saft ab, indem man ein Loch in den Stamm bohrt und in dasselbe ein Röhrchen steckt, durch welches er in ein Gefäß fließt. Der Saft wird nachher eingekocht, geläutert und getrocknet. Aber der so gewonnene Zucker reicht bei weitem nicht einmal für Nordamerika aus. Den meisten Zucker verdanken wir dem Zuckerrohr, einer großen, saftigen Grasart, unserer Welschkornpflanze ähnlich. Bei einer Dicke von ein bis zwei Zoll erreicht es oft eine Höhe von acht bis zwölf Fuß. Es wächst in Ostindien und Westindien und andern heißen Ländern und ist für diese voll größter Wichtigkeit. Ehe die Pflanzen zur Blüthe kommen, werden die Stengel entblättert und in eigens dazu eingerichteten Mühlen (Zuckermühlen) ausgepreßt. Hun- dert Pfund Rohr geben etwa zehn Pfund Zuckersaft. Dieser geht sehr schnell in Gährung über und muß deßwegen sogleich abgedampft werden. Durch dieses Abdampfen erhält man den Rohzucker, welcher aus kleinen, feuchten Körnchen besteht und eine gelbliche oder bräunliche

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 34

1854 - Stuttgart : Hallberger
34 16. Der Kaffee. Wollen wir den schönen immergrünen Baum, der das ganze Jahr mit Blüthen und Blättern gesegnet ist und den weltberühmten. Samen liefert, den wir Kaffee nennen, in seiner natürlichen Freiheit sehen, so müssen wir über Egypten (oder von den Küsten des rothen Meeres aus) in das nordöstliche Afrika eindringen. Zwar wächst die feinste Sorte des Kaffees, welche in den Handel kommt, in dem glücklichen Arabien; aber dennoch ist dieses Land nicht die ursprüng- liche Heimat desselben. Kaffeegärten und Kaffeefelder gibt es wohl hier und anderwärts, wollten wir aber in Kaffeewäldern lustwandeln, so müßten wir ins alte Mohrenland, nach Aethiopien und Abessy- nien, nach dem nordöstlichen Theil des afrikanischen Hochlandes, wandern. Dort wächst der echte Kaffee wild. Man bezeichnet in Habesch (Abessynien) besonders die Landschaften Narea und Kaffa als die wahre Kaffeeheimat, von welch letzterer der Name herrühren soll. Gewiß ist jedenfalls, daß er in Arabien der sorgfältigsten Pflege bedarf; daß er aber sehr frühe in dieses Land eingeführt wurde, ist um seiner Lage willen leicht anzunehmen. Der Handelsweg, auf welchem die Aethiopier und Abessynier ihre Landesprodukte ausführten, ging seit uralten Zeiten nicht landwärts, westlich oder nördlich, sondern östlich, hinab an den Küsten des rothen Meeres, von da hinüber nach Arabien und dann erst hinauf nach Egypten und Klein- asien bis Griechenland. Diesen Zug nahm auch der Kaffee. Weil nun aber die Araber bald auch an diesem Trank Aethiopiens Ge- schmack fanden, so verpflanzten sie auch den Baum, welcher die Samen dazu lieferte, frühe schon in ihr Land, in welchem er, so nahe der ursprünglichen Heimat, so wohl gedieh und bald so allgemein verbreitet wurde, daß die Europäer lauge gar nicht zu der Ver- muthung kamen, er sei ein äthiopisches Gewächs. Der Kaffeebaum kann zwanzig bis vierzig Fuß hoch werden; man schneidet aber häufig iu den Pflanzungen die üppigsten Schöß- linge weg, so daß er nur etwa zwölf Fuß hoch wird und die Früchte um so leichter zu pflücken sind. So hoch pflanzt man ihn z. B. in Brasilien; in anderen Gegenden, z. B. in Westindien, wird er sogar nur vier bis sechs Fuß hoch gehalten; die Araber aber lassen ihm den freien Wuchs. Diese Bäumchen haben eine gerade, schlanke Gestalt und gleichen darin vielleicht am meisten dem Pfaffenhütleins- A
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